Appetitlosigkeit beim Hund – Unterscheide Mäkeligkeit und Krankheit
Du stellst den Napf hin, dein Hund schnuppert kurz ... und geht weg ... schon wieder.
Du fragst dich: Ist er krank? Hat sie einfach keinen Hunger? Oder ist das nur Mäkeligkeit?“
In der Situation hast du dich vielleicht schon das eine oder andere Mal wiedergefunden. Appetitlosigkeit beim Hund ist ein häufiges Thema in der Ernährungsberatung – und oft ein berechtigter Grund zur Sorge. Doch nicht jede Futterverweigerung ist gleich ein Notfall. Dieser Beitrag hilft dir, die Ursachen zu verstehen und passend zu reagieren.
Mögliche Ursachen, warum dein Hund nicht frisst
Appetitlosigkeit kann viele Gesichter und ebenso viele Gründe haben. Um deinem Hund wirklich helfen zu können, lohnt sich ein Blick auf mögliche Auslöser:
Körperliche Ursachen
▪️ Übelkeit und Unwohlsein als Nebenwirkungen von Medikamenten
▪️ Zahnschmerzen oder Entzündungen im Maul
▪️ allgemeine Schmerzen zum Beispiel an den Gelenken
Psychische Ursachen
▪️ Stress im Alltag, bspw. durch Familienzuwachs oder fehlende Ruhezeiten im Tagesablauf, oder durch Veränderungen wie bspw. im Urlaub
▪️ Angst oder Unsicherheit bspw. nach Tierarztbesuch, aufgrund Geräusch- oder Bewegungsreizen oder Autofahrten
▪️ Trauer oder Verlust bspw. nach dem Verlust einer Bezugsperson oder eines Rudelmitglieds
Gewohnheit & Erziehung
▪️ Überfütterung mit Snacks - der Hund hat einfach keinen Hunger mehr
▪️ Futterwechsel ohne Übergangsphase und daraus resultierende Verdauungsprobleme
▪️ "verwöhnte" Fresser durch häufiges Nachgeben der Bezugspersonen
Appetitlosigkeit als Notfall - oder doch nicht?
Nicht jede Futterverweigerung ist ein Notfall, sollte dennoch abgeklärt und beobachtet werden. Einer Langzeitstudie der Tiermedizinischen Hochschule Hannover [1] zufolge bringen ca. 38,5% der Hunde Erkrankungen mit. Daher ist es wichtig, zwischen harmloser Mäkeligkeit und ernstzunehmenden Symptomen zu unterscheiden. Der erste Schritt: Bewahre einen kühlen Kopf. Am besten gelingt das mit einem Futtertagebuch, in dem du dokumentieren kannst, wann dein Hund wieviel und was gefressen hat und welche Beobachtungen du dazu hattest. Gern kannst du dazu meine Vorlage herunterladen und nutzen.
Ein Fall für den Tierarzt ist dein Hund, wenn er oder sie über mehr als 24 Stunden gar nichts frisst. Besonders kritisch ist das bei Welpen oder Senioren, da hier langfristig ernste Folgen wie Wachstumsstörungen oder Abbau der Muskelmasse daraus resultieren können. Auch beim Auftreten weiterer Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Fieber oder reduziertem Allgemeinbefinden bis hin zur Apathie gehören die Ursachen abgeklärt. Auch bei kontinuierlichem Gewichtsverlust oder dem Verdacht auf einen verschluckten Fremdkörper sollte eine tierärztliche Abklärung erfolgen.
Die Untersuchung laufen in der Regel ähnlich ab und starten mit einer allgemeinen Untersuchung inkl. Fiebermessen und Kontrolle der Zähne. Auch der Parasitenschutz – also wann zuletzt entwurmt wurde – sollte thematisiert oder per Sammelkotprobe überprüft werden.. Die weiterführende Diagnostik wie Blutuntersuchungen oder auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen wird dein Haustierarzt fallabhängig mit dir besprechen.
Denke in jedem Fall daran dein Futtertagebuch mitzubringen - dein Tierarzt wird dich für die gute Vorbereitung lieben!
Motivation statt Zwang – So bringst du deinen Hund zum Fressen
Dein Tierarzt hat Erkrankungen ausgeschlossen. Trotzdem frisst dein Hund nichts oder nur sehr wenig. Machen wir uns nichts vor: Das geht uns nahe und belastet auf Dauer. Und dann kommen sie, die ungefragten Tipps von allen Seiten:
"Der frisst schon, wenn er wirklich Hunger hat. Du musst nur lang genug durchhalten"
Es gib wenige Floskeln, die ich mehr hasse als diese. Futterverweigerung ist kein Machtspiel und dein Hund möchte dich auch nicht ärgern. Nach meiner Methodik möchte ich negative Emotionen vermeiden und stattdessen die Ursachen erkennen und als Team zusammenarbeiten. Oft helfen schon kleine Tricks, die den Appetit sanft wecken und das Fressen wieder positiv besetzen.
- Kontrolliere deine Emotionen - Hunde sind sehr empathisch und spüren deinen Stress. Bist du gelassen, gibt es keinen Grund für zusätzliche Aufregung.
- Passendes Futter statt ständiger Wechsel - In der Verzweiflung probieren viele Hundemenschen ein Futter nach dem anderen. Immer in der Hoffnung auf den Durchbruch. Doch meist passiert das Gegenteil: Der Hund gewöhnt sich an den Wechsel und fordert ihn durch Mäkeligkeit ein.
Noch schlimmer wird es, wenn die Futterverweigerung durch schlechte Verträglichkeit und Bauchschmerzen ausgelöst wurde. Dann bringt der häufige Wechsel die Verdauung zusätzlich durcheinander.
👉 Mein Tipp: Investiere einmal in eine professionelle Rationszusammenstellung – ihr werdet langfristig davon profitieren! - Etabliere feste Futterrituale - Besonders bei empfindlichen Hunden kann es einen großen Unterschied machen. Sorge für Ruhe am Futternapf, leiste deinem Hund lautlos Gesellschaft, mitunter helfen auch feste Fütterungszeiten. Die ad libitum Fütterung empfehle ich für die meisten Vierbeiner nicht, weil du dann den Überblick verlierst.
- Futter interessant machen - Arbeitet dein Hund gern? Dann lass ihn einen Teil seines Futters erarbeiten. Es eignen sich ein Schnüffelteppich, Futterdummy oder einfache Suchspiele.
Wichtig: Die Übungen sollten leicht sein, damit dein Hund Erfolgserlebnisse hat. Das motiviert und macht Hunger auf mehr. - Bringe Aroma ins Futter - Hochwertige Toppings können helfen. Probiere verdauungsfördernde Kräuter (bei magensensiblen Hunden mit Vorsicht), einen Löffel Joghurt oder etwas ungesalzene Brühe aus. Auch leichtes Erwärmen des Futters kann helfen, da es aromatischer riecht.
Aber Achtung: Viele Hunde sind clever und erziehen dich schnell zu ihrem persönlichen Topping-Service 😉 - Bewegung regt den Appetit an - Beim Füttern nach dem Spaziergang haben viele Hunde mehr Appetit als vorher. Aber: Sie sollten sich nicht schon an Keksen satt essen. Was uns dirket zum nächsten Punkt bringt...
- Leckerlis reduzieren - Ohne Futtertagebuch fällt es oft nicht auf: Der Hund leidet an „Snackeritis“. Kausnacks, Trainingsleckerlis, Schleckmatte – über den Tag verteilt kommt einiges zusammen. Reduziere die Leckerlis konsequent für eine Weile. So erkennst du, ob dein Hund wirklich frisst, wenn er hungrig ist.
Die Besonderheiten des Alters
Hundesenioren haben besondere Bedürfnisse – auch beim Fressen. Doch mit einem bisschen Anpassung lässt sich spielend leicht damit umgehen:
▪️ reduzierter Energiebedarf - reduziere rechtzeitig die Energiezufuhr, um Übergewicht zu vermeiden
▪️ erhöhter Nährstoffbedarf - insbesondere Vitamine und Antioxidantien tun deinem Hund gut
▪️nachlassender Geruchssinn - biete bevorzugt nasses Futter an, weil es aromatischer riecht und dadurch besser akzeptiert wird
▪️ Zahnprobleme - kontrolliere regelmäßig die Zähne, nach Zahnverlust empfiehlt sich feuchtes Futter
▪️ erhöhter Ruhebedarf - achte noch mehr auf eine ungestörte Umgebung beim Fressen, vor allem mit Kindern und anderen Hunden im Haus
Du siehst: Eine Umstellung auf Nassfutter oder eine selbst zusammengestellte Kochration kann viele Vorteile bringen. Aber ist das für jeden Hund notwendig? Nein. Solange dein Hund sein bisheriges Futter gut verträgt, reicht es aus, eventuelle Nährstofflücken gezielt zu ergänzen.
Fazit: Mit Ruhe und Klarheit kommt ihr ans Ziel
Appetitlosigkeit ist keine Krankheit, aber ein Signal. Manchmal ganz harmlos, manchmal ernst. Mit Geduld, guter Beobachtung und gezielter Unterstützung findest du heraus, was ihm fehlt. Manchmal reicht schon ein kleiner Impuls, der den Napf wieder interessant macht. Und wenn du deinen Hund vor allem beim Punkt der psychischen Belastungen erkannt hat, lohnt es sich einen spezialisierten Hundetrainer ins Boot zu holen. Je vielfältiger dein Team aufgestellt ist, desto schneller und besser wirst du mit deinem Hund ans Ziel kommen.
👉 Jetzt bist du dran, was ist dein nächster Schritt?
Mein Beitrag hat dir gefallen? Teile ihn mit deinen Freunden, Bekannten und Verwandten, damit auch sie von diesem Wissen profitieren!
