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Futtermittelallergie beim Hund erkennen & behandeln – Symptome, Ursachen & Tipps

 „Mein Hund schüttelt sich, als hätte er gerade einen schlechten Witz gehört, die Ohren sind feuerrot – aber das Futter war doch 'Premium'?“


Futtermittelallergien und -unverträglichkeiten können sich auf viele Arten zeigen – und sie sind oft echte Detektivarbeit. In diesem Artikel erkläre ich dir, was im Körper passiert, wie man die Auslöser findet und was wirklich langfristig hilft [1].

 


Allergie oder Unverträglichkeit – was ist der Unterschied?

Eine Allergie ist eine Überreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Stoffe – meist Proteine. Dringen diese in die Blutbahnen ein, bildet der Körper Antikörper, als würde er sich gegen einen gefährlichen Eindringling wehren. Bei einer Unverträglichkeit hingegen spielt das Immunsystem keine Rolle. Stattdessen reagiert der Körper hierbei einfach (über)empfindlich, z. B. auf bestimmte Enzyme oder Zusatzstoffe.


Die Symptome sind leider oft dieselben:

          ▪️ Juckreiz

          ▪️ Ohrenentzündungen

          ▪️ Hautrötungen / -läsionen (oberflächliche Hautverletzungen) oder Hot Spots

          ▪️ Bauchgrummeln oder Bauchschmerzen

          ▪️ Durchfall, Blähungen oder schleimiger Kot

          ▪️ Müdigkeit, Unruhe und allgemeine Stressanzeichen


Beim Verdacht, dass das Futter eines oder oben genannten Symptome auslöst, wird meist gleich von Futtermittelallergien gesprochen, ohne den Einfluss des Immunsytems näher zu beleuchten. In vielen Fällen steckt jedoch "nur" eine Überempfindlichkeit gegen Nahrungsbestandteile dahinter.



Die vier Typen der Allergie – kurz erklärt

Allergien sind nicht gleich Allergien. Es gibt vier Reaktionstypen – von der Sofortreaktion (Typ I) bis zur verzögerten Immunantwort (Typ IV). In der Praxis treten oft Mischformen auf. 


Häufig und besonders herausfordernd ist der Umgang mit dem Typ IV. Hier zeigt sich die Reaktion erst bis zu 14 Tage nach dem Fressen der unverträglichen Komponente. Wenn es sich dabei auch noch um ein einzelnes Leckerli handelt, braucht es schon wirklich eine gutes Gedächtnis den Zusammenhang zu finden. Oder alternativ: Einen strukturierten Plan - aber dazu später mehr.  



Warum bekommt mein Hund überhaupt eine Allergie?

Allergien entstehen meist, wenn die Darmschleimhaut geschwächt ist. Das kann etwa durch Infekte, Parasiten, Stress oder genetische Veranlagung geschehen. Besonders häufig betroffen sind u.a. Beagle, Schäferhunde, Labradore, Möpse und Französische Bulldoggen. Die häufigsten Auslöser sind Umweltfaktoren wie Pollen, Milben, Flohspeichel, Futterbestandteile und gelegentlich Zusatzstoffe.


Die am häufigsten dokumentierten futtermittelassoziierten Allergene bei Hunden sind [2]:

          ▪️ Rindfleisch
          ▪️ Milchprodukte
          ▪️ Huhn
          ▪️ Weizen
          ▪️ Soja


Diese Ergebnisse stammen aus einer systematischen Analyse klinischer Fälle und decken sich mit den Beobachtungen in der Praxis. Kreuzallergien bspw. zwischen Huhn und Ei oder unterschiedlichen Geflügelarten können auftreten. 


Wichtig für dich zum Bedenken ist auch, dass bei besonders starken allergischen Reaktionen dein Hund bereits auf geringste Spuren eines Fremdproteins reagieren kann. Somit ist es in der Praxis möglich, dass aufgrund von Verunreinigungen im Herstellprozess des Fertigfutters oder durch Kontamination in deiner eigenen Küche die eigentlich passende Fütterung gelegentlich Probleme verursacht. Und als wäre das noch nicht genug, können bei der Herstellung des Futters - sei es kochen oder auch die maschinellen Prozesse bei der Fertigfutterproduktion - auch sogenannte Glykoproteine gebildet werden. Mitunter werden diese vom Hundekörper als separate Allergene wahrgenommen, wodurch mancher Hund eine Eigenration aus zwei Zutaten verträgt, ein Fertigfutter aus den selben Komponenten hingegen nicht. 



Der Weg zur Diagnose einer Allergie oder Unverträglichkeit

Viele greifen bei Allergieverdacht zu Blut- oder Speicheltests – doch Vorsicht: Studien zeigen, dass positive Ergebnisse nur in etwa 15 % der Fälle wirklich aussagekräftig sind. Negative Ergebnisse sind etwas verlässlicher (ca. 87 %), aber auch nicht perfekt [3]. Positive Ergebnisse sagen - je nach Art der Immunglobuline, die getestet werden - meist nur aus, dass dein Hund diese Proteinquelle in seinem Leben schon einmal gefressen hat. Wie kannst du dann trotzdem die Ergebnisse zum Ausarbeiten eines Therapieplans für deinen Hund nutzen? Das geht beispielsweise indem du negativ getestete Futtermittel fütterst, die eine gute (wenngleich nicht garantierte) Chance haben, keine allergische Reaktion bei deinem Hund auszulösen. 


Die Eliminationsdiät wird in der veterinärmedizinischen Fachliteratur weiterhin als Goldstandard - also bestes Mittel der Wahl - zur Diagnose von Futtermittelallergien beschrieben [4]. Eine aktuelle Veröffentlichung in Frontiers in Veterinary Science betont, dass trotz moderner Testverfahren (z. B. serologischer Tests) die kontrollierte Eliminationsdiät mit anschließender Provokation die zuverlässigste Methode bleibt, um eine Futtermittelallergie zu bestätigen.

 


Die Eliminationsdiät – Detektivarbeit mit Durchhaltevermögen

Um die Verdauung zu beruhigen und alle  weiteren Symptome abklingen zu lassen, ist die Eliminationsdiät ein Marathon, kein Sprint. So funktioniert sie:


  1. Gemeinsam suchen wir zwei neue Zutaten (eine 🥩 Protein- und eine 🍚Kohlenhydratquelle), die dein Hund idealerweise noch nie gefressen hat.
  2. Über 8–12 Wochen lang fütterst du nur diese! Während der Ausschlussdiät musst du nicht auf kleine Belohnungen zwischendurch verzichten. Leckerlis kannst du entweder selbst machen - z. B. getrocknetes Fleisch oder Kekse aus den Diätzutaten - oder wir suchen in der Beratung gemeinsam ein geeignetes Produkt aus.
  3. Beobachte die Veränderungen. Oft bessert sich der Magen-Darm-Trakt nach 2–3 Wochen, die Haut je nach Schwere erst nach ca. 8 Wochen.
  4. Optional: der Provokationstest – alle vermuteten Allergene werden bewusst nacheinander wieder gefüttert, um die Reaktion zu bestätigen. In der Praxis wird es selten gemacht, da viele Hundebesitzer ihrem Vierbeiner unnötige Rückfälle ersparen möchten.



Hydrolysierte Proteine – clever verarbeitet

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das Immunsystem auszutricksen, indem die Proteine des Futter so klein sein, dass sie nicht mehr erkannt werden. In dem Fall spricht man dann von hydrolysiertem Futter. Studien zeigen: Selbst Hunde mit Huhn-Allergie vertragen oft hydrolysiertes Huhn problemlos [5]. Nachteil der hydrolysieren Diätfuttermittel ist jedoch, dass diese hochverarbeitet sind und wenig mit einer natürlichen Fütterung gemeinsam haben.



Tagebuch führen – klingt langweilig, hilft aber enorm!

Egal ob Allergie oder Unverträglichkeit, man kann ganz leicht den Überblick über die Geschehnisse verlieren und dadurch zu falschen Einschätzungen kommen. Ein Fütterungs- und Allergietagebuch können dabei helfen, die Zusammenhänge zwischen beobachteten Symptomen und möglichen Auslösern zu erkennen. Gern empfehle ich dir dafür meine Vorlage zum kostenfreien Download.


Für dich - das Fütterungs- und Allergietagebuch

 
Mit solcher detaillierter Vorbereitung erleichterst du auch die Detektivarbeit für deinen Tierarzt oder Ernährungsberater und wirst sofort zum Lieblingskunden! 🏆   



Fazit: Eine sehr gute Lebensqualität geht mit Allergien und Futtermittelunverträglichkeiten...

... wenn man sie frühzeitig erkennt und mit ihnen umzugehen weiß. Auch wenn Allergien und Unverträglichkeiten den letzten Nerv rauben können – mit Geduld, guter Beratung und einem strukturierten Plan lässt sich fast immer eine Lösung finden. Auch wenn du diese dauerhaft durchhalten musst, dein Hund wird es dir danken – mit weniger Juckreiz, besserem Bauchgefühl und viel mehr Lebensfreude.


Eine Ausschlussdiät ist genau, was mein Hund braucht




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